Die konzertale Aufführung der Oper “Halka” im Kieler Schloss verdient das Prädikat “authentisch”. Die szenische Darstellung vermisste man kaum.

Wenn etwas im diesjährigen Polen-Schwerpunkt des Musik-Festivals das Prädikat “authentisch” verdiente, dann war es die konzertante Aufführung der Oper “Halka” im Kieler Schloss. Denn das Werk mit seiner einfachen Handlung ist tief in der polnischen Geschichte verwurzelt, und zu seiner Wiedergabe wurde eine Elitepolnischer Künstler aufgeboten.

Das Stück verbindet eine persönliche Tragödie mit der Kritik der feudalistischen Gesellschaftsordnung. Die leibeigene Titelheldin Halka verliebt sich in ihren adligen Gutsherrn Janusz. Der schwängert sie, lässt sie dann aber im Stich und zieht ihr Zofia als standesgemäße Braut vor. Das macht Halka wahnsinnig, und selbst ihr gleichfalls leibeigener, unglücklicher Liebhaber Jontek kann sie nicht davor zurückhalten, sich zu ertränken. Metaphorisch besingt Halka ihren treulosen Geliebten als entflogenen Falken, sich selbst als weiße, unschuldige Taube.

Pultstar Lukasz Borowicz erstaunlich sicher

In der Komposition hat Stanislaw Maniuszko Merkmale der großen italienischen und französischen Oper des 19. Jahrhunderts mit polnischer Folklore auf durchaus originelle Art verbunden. Sehr eingängige, hochromantische Musik, von der man allerdings kaum mehr als Halkas Lied im Ohr behält. Erstaunlich sicher führte der junge Pultstar Lukasz Borowicz (33), Chef des polnischen Radio-Sinfonie-Orchesters Warschau, das hochkarätige ad hoc-Ensemble über die Klippen der Partitur. Anfeuernd, bisweilen geradezu einpeitschend schöpfte er das Spannungspotential bis zum Äußersten aus. Erstaunlich schnell hatte sich die NDR Radiophilharmonie Hannover auf die ungewohnte Aufgabe eingestellt, während dem aus Wroclaw (Breslau) angereisten Philharmonischen Chor sein wichtiger Anteil seit langem vertraut sein dürfte.

Überwältigend in der Titelpartie Iwona Sobotka, ein Sopran absoluter Weltklasse mit berückendem Timbre, lupenreiner Höhe und lyrisch-dramatischer Ausdrucksfülle. Mit verdient starkem Beifall bedacht wurde Tenor Vladimir Kuzmenko als Janusz. Auf ähnlichem Niveau auch Mezzosopran Urszula Kryger als Zofia. Bariton Konrad Jarnot (Janusz) konnte da mit Tremolieren und manchmal ungenauer Tongebung nicht ganz mithalten.

Insgesamt eine mitreißende Aufführung, bei der man die szenische Darstellung kaum vermisste. Stürmischer Applaus für dieses polnische Glanzlicht des Festivals!

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