Gábor Boldoczki (Trompete), Iwona Sobotka (Sopran) und das Franz-Liszt-Kammerorchester in Regensburg
Ganz leise schickt sie ihr “Ah, mio cor!” in die Weiten des Regensburger Audimax. Herrlich aufblühend und so schmerzlich schön, dass es fast den Atem stocken und für kurze Zeit vergessen ließ, wessen wegen man denn gekommen war. Eigentlich wegen des Startrompeters Gabor Boldoczki. So stand es in dicken Lettern auf den Odeon-Plakaten. Im kleiner Gedruckten: Das Franz Liszt Kammerorchester und Sopranistin Iwona Sobotka.
Und mit dieser jungen Dame aus Polen hat sich der ungarische Trompeter echte Konkurrenz auf die Bühne geholt. Andererseits, ein Künstler wie Gábor Boldoczki kann es sich leisten. Unangefochten sein Ruf als Ausnahmekünstler in jeglicher Hinsicht. Da wäre zum einen sein Trompetenspiel, unglaublich weich und geschmeidig, das den schneidigen Repräsentationscharakter seines Instruments so ganz und gar nicht bedient. Ein Ton, so warm und biegsam, dass er schon fast Oboencharakter hat.
Klar und beweglich
Das bewies er in Regensburg mit barocken Concerti von Torelli (Trompetenkonzert D-Dur) und Händel (Suite D-Dur). Einfühlsam in den Adagio-Kantilenen, in den virtuosen Ecksätzen klar und beweglich bis in die kleinste Koloraturen-Sechzehntel. Und Boldoczki ist keiner, der einsam am Bühnenrand den Solisten gibt. Aufmerksam und im kommunikativen Miteinander musiziert er im Kreise seiner Musiker, dem Budapester Kammerorchester “Franz Liszt”. Das hatte zuvor mit Bachs Brandenburgischem Konzert Nr.3 G-Dur eine blitzsaubere Visitenkarte abgegeben hat und ließ nach der Pause mit der wirklich selten zu hörenden Sinfonie F-Dur von Bach-Sohn Wilhelm Friedemann aufhorchen. Musik des Übergangs hin zum empfindsamen Stil, die mit Tempoeinbrüchen und immer wieder herb aufbrausendem Tonfall überrascht. Und dann wäre da noch besagte Iwona Sobotka, die mit der Arie “Ah core mio” aus der Händel-Oper “Alcina” diesem Abend zweifellos das Glanzlicht aufsetzte. Mit einer Stimme, so mühelos, so strahlend, so perlend leicht in den Höhen und doch auch so innig im Ausdruck, mit der sie diese Abschiedsarie gestaltete, dass man sich allen Ernstes fragt, warum man diesen Namen nicht öfters hört und liest.
Krönender Schlusspunkt
Ihr zur Seite, bei Bachs Kantate “Jauchzet Gott” (BWV 51), zeigte sich Boldoczki als Gentleman an der Trompete, der seiner Partnerin den nötigen Spielraum gab, um ihre anspruchsvollen Koloraturen entfalten zu können. Den krönenden Schlusspunkt setzte ein reich figuriertes “Alleluja”, das beiden noch einmal die Gelegenheit bot, ihr Können zu zeigen. Iwona Sobotka mit Gold in der Kehle und Gábor Boldoczki mit seinem goldfunkelnden Instrument, das er wie kein zweiter beherrscht.